Ein Blick auf den Pazifik

Sonntag, 6. März 2011

Serie: Typisch Tico, Heute: Busse und Bus fahren

Nachdem ich nun einige, mich betreffende, Dinge beschrieben habe, dachte ich mir, dass ich auch ein bisschen über das Land, dessen Eigenarten und meine Beobachtungen schreiben könnte. Heute geht es um das alltägliche Bus fahren im Großraum San José.


Erster Kulturschock

Den ersten kleineren Kulturschock erlebte ich im Zusammenhang mit dem Bus fahren. Am ersten Tag nach der Landung wurden wir (mein deutscher Mitbewohner und ich) natürlich abgeholt, damit uns der Weg zum Büro gezeigt wird. Nach dem Verlassen des Hauses blieben wir plötzlich nach 100m an einer Straßenecke stehen. "Was ist los?", fragte ich. "Wir warten auf den Bus", war die Antwort. -"Hier?" -"Ja hier". Es war eine ganz normale Straßenecke, dass hier ein Haltestelle sein sollte, war überhaupt nicht ersichtlich. -"Und woher weißt du, dass der Bus hier hält?" -"Das weiß ich halt." Nach zwei Minuten fragte ich, wann der Bus komme. -"Der kommt schon." -"Gibt es keinen Fahrplan?" -"NO!, wozu denn? Die Busse kommen schon, ganz ruhig!" Nach drei Minuten kam er dann auch.
Auch so kann eine Bushaltestelle hier aussehen
Für den Deutschen, der einen (mehr oder weniger) pünktlichen Fahrplan mit fest definierter Haltestelle kennt, ist dies doch sehr neu. Die innerstädtischen Busse haben tatsächlich keinen festen Fahrplan, sondern eine festgelegte Frequenz. D.h. es ist zum Beispiel festgelegt, dass zwischen acht und neun Uhr zehn Busse die Route in eine Richtung befahren. Theoretisch, so denkt der präzise Deutsche, müssten die Busse also alle sechs Minuten kommen. Weit gefehlt. Die Busfahrer, so bekommt man das Gefühl, fahren wie und wann sie wollen. Manchmal wartet man zwei Minuten auf den Bus, manchmal 15. Einmal kamen an der Endstation sogar drei Busse hintereinander an, mit der Folge, dass woanders wohl jemand sehr lange warten musste.

Preise und Pausen

Eine weitere Besonderheit hier ist, dass man nicht für die Strecke bezahlt, die man fährt, sondern für die Linie. D.h meine Buslinie "Vargas Araya" kostet 200 Colones (ca 0,30€), egal ob ich nur eine Haltestelle oder bis zur Endstation fahre. Eine andere Linie "Saltitrillos" kostet 215 Colones, ebenso egal wie weit man fährt, man zahlt beim Fahrer den Einheitspreis.
Woran musste ich mich noch gewöhnen? Von meiner heimischen Buslinie "812" bin ich immerhin schon gewöhnt, dass Pausen gemacht werden. Doch sind auch diese fest definiert auf sieben Minuten. Hier wird mal an einer Haltestelle Pause gemacht, mal nicht, mal zwei Minuten, mal acht. Besonders, wenn man spät dran ist, werden die Nerven hier strapaziert.

Ruhig Blut!

Eine andere lustige Sache im Zusammenhang mit dem Bus ist, dass wenn man den Bus aus der Ferne an der Haltestelle sieht, man nicht etwa einen kleinen Sprint hinlegen muss, sondern einfach dem Busfahrer winkt. Selbst wenn man noch 50m weg ist und ganz gemütlich schlendert, wird in den meisten Fällen auf einen gewartet.

Ein neues Hobby

Durch teilweise hohe Temperaturen fahren die Busse meistens mit offenen Türen. So kommt nicht nur eine frische Brise hinein, sondern ich habe auch noch ein kleines "Hobby" gefunden: in fahrende Busse springen oder aus fahrenden herausspringen; immer wieder eine kleine sportliche Herausforderung, was den Tag bunter macht.

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